Doppelstandards
Zur Abwechslung mal wieder etwas Politik.
Was nicht nur mich, sondern viele andere Menschen abstößt, ist die Tatsache, dass Politik, zumindest die heutige, ständig mit doppelten Standars arbeitet. Ja, man kann Angriffskriege verurteilen, aber dann bitteschön alle und nicht nur die genehmen.
Ich möchte für niemand Partei ergreifen, aber wenn man ein Land verurteilt, dann sollte man immer im Hinterkopf haben, dass zwar ein Finger auf das Land zeigt, vier andere aber auf mich selbst gerichtet sind.
Es geht aber nicht nur um Kriege, sondern auch um die inneren Befindlichkeiten in diesem Land. Wird jemand von einem Migranten angegriffen, möglicherweise zu Tode gebracht, so schweigt man beharrlich im Blätterwald, wird umgekehrt ein Migrant von einem Indigenen getötet, so rauscht es, spielt eine politische nicht genehme Gesinnung ein Rolle, dann stürmt es im Blätterwald und in den bewegten Bildern, Politiker senden auf allen Kanälen Kondolenz- oder Bestürzungsmeldungen, der eine oder andere Wichtigtuerpolitiker/in begibt sich sogar an Ort und Stelle und lässt sich, möglichst von vielen Bildern begleitet, das Geschehen erklären, heuchelt Betroffenheit, obwohl er dies nicht meint, sondern nur seine Agenda propagieren möchte.
Dieses Spiel der Heuchelei, der Betroffenheit, der doppelten Standards zieht sich so durch. Sei es das man Einschränkungen verkündet, höhere Steuern, Beschränkungen angesichts eines Virus, sei es dies oder das, geht es um die Durchsetzung der Regeln, so sind die Eliten per se ausgenommen, verschaffen sich Hintertürchen oder lachen kackdreist der durchsetzenden Exekutive ins Gesicht, haben sie doch die Exekutive mit Ihresgleichen besetzt.
Man fühlt sich an das Mittelalter erinnert, als Adlige sich von Gottes Gnaden über das gemeine Volk erhoben, für sich Regeln definierten die diametral den Regeln welches das Volk beachten musste widersprachen. Das heutige Tun und Handeln der Eliten kann man unter dem Begriff Neofeudalismus fassen. Man wähnt sich, angesichts von Geld, Einfluß und Macht, oftmals auch von Bildung, als was Besseres, als abgehoben von der prekären Volksschicht, die man verachtet, auf sie herabsieht, sich mit seinesgleichen trifft, Pläne schmiedet, dem Luxus und der Arroganz frönend.
Ich bin nun ein wenig erstaunt über meine Worte, aber womöglich kommt das Feuer der Jugend ein wenig zurück, als ich solche Menschen zutiefst verachtete und mich als Linker wähnte. Ich war und bin aber kein Linker, höchstens jemand der Gerechtigkeit mag, der Eliten nicht leiden kann, der dabei aber trotzdem ein bewahrender und die Freiheit liebender Mensch war und geblieben ist. Ich bin kein Umstürzler, aber gegen jeglichen Versuch Menschen ihrer Freiheit zu berauben.
Die oben angesprochenen Doppelstandards haben in einer Demokratie nichts verloren, sie sind sogar deren Untergang. In einer Demokratie bekommt man, vom Souverän Volk, Macht auf Zeit verliehen. Deswegen muss man als Begünstigter dieser auf Zeit verliehenen Wahl demütig sein; man hat zu dienen, nicht mehr und nicht weniger. Wer sich damit als herausgehoben ansieht, der hat a priori schon den falschen Charakter als Repräsentant des Volkes. Leider, ganz viel leider, ist es in unserer heutigen Demokratie genau so, wie es nicht sein soll, nämlich die Repräsentanten empfinden sich in der Mehrzahl als etwas Besonderes, obwohl sie eigentlich nur Glück gehabt haben das sie auf einer Parteiliste Platz fanden, über die Partei Repräsentant wurden. Eigenes Können, Charakter, Charisma wurden dabei nicht abgefragt, obwohl es sehr nötig wäre.
Dass was ein normaler Arbeitnehmer beibringen muss, nämlich Kenntnisse, Qualifikationen, Abschlüsse, Referenzen, genau das muss ein parteilich aufgestellter Kandidat als Repräsentant nicht beibringen. Und dieser, obwohl ohne dies alles, schwingt sich als Elite auf über das gemeine Volk zu herrschen, anstatt ihm zu dienen. Auch wieder einer der doppelten Standards.
Und so könnte ich noch vielerlei andere Dinge in Bezug auf Doppelstandards anbringen, so z. B. unterschiedliche Urteile bei gleichen Straftaten, unterschiedlichen Bewertungen bei verbalen Fehltritten je nach Rang und Wichtigkeit usw usf.
Es ist dies ein Rückfall in dunkle Zeiten die eigentlich überwunden schienen. Dabei sind die heutigen Eliten weder von Gottes Gnaden eingesetzt, noch schlauer, noch besser in jeglicher Form, sondern haben einfach nur mehr Geld, mehr Einfluss, mehr (Medien-)Macht.
